Das Bild als Gestaltungselement: Kunst im Interior Design
on August 01, 2025

Das Bild als Gestaltungselement: Kunst im Interior Design

Kunst ist kein Akzent – sie ist Teil der Architektur

In der heutigen Innenarchitektur ist Kunst längst nicht mehr nur das „letzte Detail“. Ein Bild an der Wand ist kein bloßes Dekorationselement, sondern ein visuelles Werkzeug: Es kann die Raumwahrnehmung verändern, Stimmung erzeugen, Farben verbinden oder den Blick gezielt lenken.

Ein Künstler arbeitet mit der Leinwand genauso bewusst wie ein Designer mit dem Raum: Er sucht nach Rhythmus, Balance, Gewichtung. Wer Kunst im Interior Design ignoriert, hinterlässt einen unfertigen Raum.

Was leistet ein Bild im Raum?

  • Fokussierung
    Ein großformatiges Kunstwerk kann den visuellen Mittelpunkt eines Raums bilden. Besonders effektiv in reduzierten, klaren Raumkonzepten.
  • Optische Raumkorrektur
    Horizontale Formate weiten Wände, vertikale „heben“ die Decke. Warme Farben rücken ein Bild näher, kühle schaffen Tiefe. Kunst funktioniert hier wie ein gestalterisches Werkzeug.
  • Textur und Materialwirkung
    Viele moderne Werke sind nicht flach, sondern strukturiert – mit Spachtelmasse, Sand oder dichten Pinselstrichen. Diese Haptik bildet einen spannenden Kontrast zu glatten Wandflächen oder minimalistischen Möbeln.
  • Farbverbindung im Raum
    Wenn verschiedene Materialien – etwa Holz, Beton und Metall – kombiniert werden, kann ein Kunstwerk durch gezielte Farbwahl als verbindendes Element wirken.

Aktuelle Trends: Welche Kunst wählen Interior Designer?

  • Neutrale Abstraktion
    Beigetöne, Grau, Schwarz-Weiß – abstrakte Werke ohne konkreten Inhalt, die Ruhe und Struktur bringen. Besonders gefragt in skandinavischen oder minimalistischen Interieurs.
  • Metallic-Akzente
    Gold, Bronze oder Silber in der Malerei sind längst kein Kitsch mehr – sondern gezielte Lichtreflexe und Highlights in klar gestalteten Räumen.
  • Monochrom mit Struktur
    Auch ein Schwarz-Weiß-Bild mit starker Textur kann Raumwirkung entfalten – besonders auf hellen Wänden.
  • Handgemalt statt gedruckt
    Immer mehr Designer verzichten bewusst auf Poster oder Drucke. Warum? Weil „Postkarte im Rahmen“ keine Atmosphäre schafft. Und ein Raum ohne Charakter ist nur eine Ansammlung von Möbeln.

Wie arbeitet ein Designer mit Kunst?

Ein Ansatz: Das Bild wird am Ende hinzugefügt, passend zum bereits gestalteten Raum. Der andere: Die Idee beginnt mit dem Bild. Es gibt Projekte, bei denen ein einziges Kunstwerk den Ton für die gesamte Farb- und Materialwahl vorgibt.

Viele Designer arbeiten direkt mit Künstler:innen oder Ateliers zusammen, um Werke individuell anfertigen zu lassen. So können Format, Stimmung, Farbe und Thema exakt auf das Projekt abgestimmt werden.

Idee statt Lückenfüller

Ein Bild wirkt nur dann, wenn es im Dialog mit dem Raum steht. Wenn dieser Dialog von Anfang an mitgedacht wurde, spürt man das Ergebnis – emotional, atmosphärisch, oft unbewusst.